Denali
- ein Berg, eine
Sinfonie
Alaska – ein magischer Name, abgeleitet vom
indianischen Wort Alyeska, was „grosses Land“ bedeutet: eine ferne, imposante
Welt, abgeschieden, unbekannt, ja sogar menschenfeindlich, unvorstellbar weit
und dennoch erhaben schön, oft sogar majestätisch – Denali.
Im südlichen Teil Alaskas ragt mit 6195 m der höchste
Berg Nordamerikas aus der Alaska Range: der Denali, was in der athabaskischen Sprache der
Majestätische bedeutet, allerdings besser bekannt unter dem Namen „Mount McKinley“,
gegeben von den Weissen, der Name eines amerikanischen
Präsidentschaftskandidaten. Zu Beginn der 1980er Jahre wurde der Berg offiziell
in Mount Denali zurückbenannt, doch schert sich heute kaum jemand um diese
Namensänderung. Gemäss einer Athabasken-Legende entstand der Berg beim
Zweikampf zwischen einem Zauberer und einem Krieger: Yako wurde von seinem
Gegner, dem Rabenkriegshäuptling Tatson, an einem Fluss gestellt. Als Tatson
einen Zauberspeer gegen ihn schleuderte, liess Yako eine grosse Welle zu Stein
erstarren, an welcher der Speer abprallte. Die Welle wurde zum Mount Denali.
Eine weitere Indianerlegende nennt den Berg „das Haus
der Sonne“. Im subarktischen Sommer kreist die Sonne während den längsten Tagen
fast ganz um den vereisten Gipfel des Denali. Da sie nur für wenige Stunden
hinter dem Horizont verschwindet, glaubten die Athabasken, die Sonne gehe
abends in den Berg hinein und komme morgens wieder aus ihm heraus, weshalb sie ihrem Häuptling erzählten, sie hätten
das Haus der Sonne gefunden.
Die Sinfonie erzählt einen Tag um den Denali: Er
beginnt frühmorgens in grösster Stille, das Sonnenlicht weckt die Erde, ein
bisweilen lebhafter Tag wird musikalisch dargestellt, der spätabends mit
demselben Thema endet, wie er begonnen hatte: still, verhalten, aber
majestätisch.
Die Sinfonie schrieb ich im Winter 2002/03, nachdem
ich im Sommer zuvor den Denali-Nationalpark besucht hatte. Die Tonarten sind
von D aus – D wie Denali.
Martin Kessler