Wem gehört Jerusalem?

 

Sagt, wem gehört Jerusalem?

Die antwort sei sehr wohl genehm!
Ich bin kein dummes beutetier

und trotzdem: Diese stadt ist mir.

Doch sie gehört nicht mir allein.

Ich will auch nicht ihr könig sein,

verkündige nicht gottes wort,

nicht diesen hier, nicht jenen dort.

Es ist einfach sehr angenehm

zu wissen: Das ist mein Jerusalem.

 

Denn rabbi, muezzin, pastor,

die plaudern gern beim Jaffator.

Einst waren sie sich äusserst fern,

doch seit der mond, das kreuz, der stern

vom himmel abgestiegen sind,

weht durch die stadt ein neuer wind.

Sie hat für alle einen hort,

für jene hier, für diese dort.

Es ist befreiend und vornehm

zu sagen: Das ist mein Jerusalem.

 

Ich wandere diagonal

vom Skopusberge zum Kreuztal,

vom Kidrontal zum Sacherpark,

durch pfützen, denn es regnet stark.

Das einzige, was heute schützt,

sind regenschirme, und das nützt

weit mehr als einst dolch und gewehr

auch jenen dort und diesen hier.

Wie ist das einfach und bequem.

Ich denke: Das ist mein Jerusalem.

 

Ich wandere zum x-ten mal

zurück, von denkmal zu denkmal.

Was ging einst hier nicht alles schief!

Und Yad Vashem sitzt noch sehr tief.

Auch zukünftig hat stets gewicht:
Vergangenheit vergisst man nicht.

Geschichte ist nicht altpapier

nicht diesen dort, nicht jenen hier.

Doch baut man jetzt mit stein statt lehm.

Ich singe: Das ist mein Jerusalem.